Lean After-Sales: Wie mit einfachen Prozessen Kundennähe geschafft werden kann

30. Juni 2025

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5 min read

Pascal Sollberger

Pascal Sollberger

Co-Founder & Marketing Expert, hypt

Lean After Sales Hero

Die Zeit nach dem Vertragsabschluss ist ebenso wichtig, wenn nicht sogar wichtiger, als der Abschluss selbst. Denn auch wenn Produkte oft austauschbar wirken, entscheidet die Kundenbeziehung darüber, ob Kunden bleiben, weiterempfehlen oder wechseln.

Viele Unternehmen investieren stark in Vertrieb. Doch was kommt danach? Automatisierte E-Mails, gelegentliche Umfragen oder mühsame Hotline-Prozessen – Firmen verschenken dabei wichtige Chancen zur Differenzierung.

Gleichzeitig steigt der Preisdruck, Prozesse zu vereinfachen. Keine unnötigen Tools, keine überladenen Abläufe. Das Prinzip dahinter: Lean After-Sales – schlank, effektiv und kundenzentriert.

65% aller Kunden sagen, dass eine positive After‑Sales‑Erfahrung ihre Loyalität deutlich erhöht. PWC

Was bedeutet Lean After-Sales?

„Lean“ heisst: weniger Aufwand, mehr Wirkung. Kunden sollen sich abgeholt fühlen – ohne überflüssige Schritte, Formulare oder Systemwechsel. Alles soll einfach, klar und sinnvoll sein.

Die wichtigsten Fragen dabei sind:

  • Was erwartet ein Kunde wirklich nach dem Abschluss?
  • Wie kann ich Feedback einholen, ohne zu stören?
  • Welche Prozesse lassen sich vereinfachen, ohne an Qualität zu verlieren?

Gerade in regulierten Bereichen wie dem Finanz- oder Versicherungswesen gilt: Kommunikation muss nicht nur effektiv, sondern auch datenschutzkonform und vertrauenswürdig sein.

Loop Lean After Sales Insurance and Banking

Drei Grundprinzipien für besseren After-Sales

1. Qualität statt Quantität

Nicht die Anzahl der Nachrichten zählt, sondern ihr Inhalt und der richtige Zeitpunkt.
Ein gezielter, persönlicher Kontakt kann mehr bewirken als viele automatisierte E-Mails.

2. Das ganze Kundenerlebnis zählt

After-Sales sollte kein loses Zusatzmodul sein. Er gehört zur gesamten Customer Journey – ohne Medienbrüche zwischen Kanälen oder Teams.

3. Rückmeldung einfach machen

Ein guter After-Sales-Prozess fragt nicht nur – er lädt aktiv zur Rückmeldung ein.
Am besten ohne Registrierung, App-Zwang oder komplizierte und umfangreiche Umfragen. Das senkt Hürden – und fördert ehrliches Feedback.

Unternehmen, die regelmässig strukturiertes Feedback einholen, steigern ihre Kundenbindung um bis zu 30%. blobr

Was macht After-Sales im Finanz- und Versicherungsbereich besonders?

In stark regulierten Branchen wie Banking und Insurance ist Kommunikation oft komplex: Datenschutz, Freigabeprozesse und Dokumentationspflichten setzen enge Rahmen.

Umso wichtiger ist es, gezielt einfache und klare Kontaktpunkte zu schaffen – z. B. durch:

  • Feedback ohne Datenspeicherung
  • Automatisierte, aber persönliche Kontaktmomente
  • Klare Opt-in-Verfahren, die Vertrauen schaffen

Denn: Kundennähe entsteht nicht durch Masse – sondern durch Relevanz und Persönlichkeit.

Beispiele für schlanken After-Sales

Direkt nach dem Vertragsabschluss:
Ein kurzer persönlicher Check-in – per Telefon oder E-Mail – zeigt Kunden, dass die Betreuung auch nach dem Abschluss weitergeht. Alternativ sorgt eine standardisierte Willkommensnachricht mit konkretem Mehrwert (z. B. „3 Tipps zum Start“) für einen reibungslosen Einstieg.

Während des Onboardings:
Gezielte Aktivierungsimpulse helfen beim Einstieg – z. B. durch kurze Nutzungshinweise, How-to-Videos oder den direkten Draht zur Ansprechperson. So lassen sich Rückfragen minimieren und die Produktverwendung fördern.

Bei Inaktivität nach Kontoeröffnung:
Automatisierte, freundlich formulierte Erinnerungen (z. B. nach sieben Tagen ohne Login) können proaktiv auf mögliche Fragen oder Hürden eingehen – idealerweise verbunden mit einem konkreten Hilfsangebot.

Nach einem Supportfall:
Ein gezielter Follow-up kann echte Wirkung zeigen: etwa durch weiterführende Informationen, passende Zusatzangebote oder einen Link zur Selbsthilfe. Zusätzlich kann auch auf Bewertungsplattformen verwiesen werden.

Gezielte Touchpoints im Nutzungsverlauf:
Nach bestimmten Interaktionen – etwa der Nutzung eines Features – bietet sich ein individueller Hinweis auf passende Ergänzungen oder Tipps an. 

Persönliche Kontaktpunkte in definierten Abständen:
Ein Check-in ohne Verkaufsdruck signalisiert langfristiges Interesse und schafft Raum für echtes Feedback – besonders bei beratungsintensiven Angeboten.

Offene Mini-Umfragen zur Weiterentwicklung:
Kurze, nicht-standardisierte Fragen wie „Was fehlt Ihnen aktuell?“ oder „Was könnten wir verbessern?“ liefern häufig konkretere Impulse als klassische NPS-Abfragen.

Studien zeigen, dass es im Schnitt 5 bis 25 Mal teurer ist, einen neuen Kunden zu akquirieren als einen bestehenden zu behalten. Zudem kann bereits eine 5%‑Steigerung der Kundenbindung die Gewinne um 25% bis 95% erhöhen. Harvard Business Review

Zusätzliche Bausteine für relevanten After-Sales

  • Personalisierte Kommunikation:
    Inhalte und Angebote, die sich am Verhalten, der Nutzung oder den Interessen der Kunden orientieren – statt generischer Massenmails.

  • Einfacher Zugang zu Hilfe:
    Schnell verfügbare Unterstützung – z. B. über einen Support-Button in der App, Live-Chatbot, kurze Erklärvideos oder einen Rückrufservice.

  • Spürbare Weiterentwicklung:
    Kundenrückmeldungen sichtbar machen – z. B. durch ein „Was wir verändert haben“-Update oder kleine, dokumentierte Produktverbesserungen.

Massnahmen müssen nicht aufwendig sein – sie sollten jedoch durchdacht, zugänglich und kontextsensibel gestaltet sein. Sie zeichnen sich durch Fokus auf das Wesentliche, Automatisierung dort, wo sie sinnvoll ist, Personalisierung trotz Einfachheit, niedrige Einstiegshürden, Wirkungsorientierung (stärkere Kundenbindung und frühzeitige Problemerkennung) sowie iterative Weiterentwicklung durch kontinuierliches, strukturiertes Feedback aus.

Long story short

Lean After-Sales ist keine Reduktion aufs Minimum, sondern eine bewusste Entscheidung für effiziente, relevante und kundenzentrierte Kommunikation. Unternehmen profitieren, wenn sie Kundennähe gezielt gestalten – statt sie durch komplexe oder überladene Prozesse zu gefährden.

Kurzfristig können dadurch Kosten gespart werden – langfristig jedoch vermeiden Unternehmen teure Kundenverluste. 

Denn: Wer heute echte Nähe schafft, wird morgen weiterempfohlen. Und genau das macht den Unterschied.

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